24.03.2010
Share: mp3 | Embed video
Einleitung: 

Noam Chomsky ist offizieller Unterstützer von Kontext TV. Hier seine Grußbotschaft an Kontext TV:

"Contemporary society faces problems of fateful significance. There are many complexities and intricate factors, often poorly understood.  If there is to be any hope for serious approaches to tasks reaching literally as far as decent survival of the species, it is crucial that democratic processes function in a constructive way.  A prerequisite is that citizens have readily available to them accurate information, a rich variety of perspectives, and encouragement to think clearly and creatively.  In brief, they need independent media, free from the constraints imposed by concentrations of power and rigid ideological frameworks, both stimulating activist organizations and drawing from their experiences and ideas."

Gäste: 

Noam Chomsky, Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT),Cambridge/USA und politischer Aktivist


Präsident Obama erhielt 2009 den Friedensnobelpreis, während er gleichzeitig den Krieg in Afghanistan und Pakistan eskalierte. Ein paar Tage nach seiner Nobelpreisrede in Stockholm ging er nach Kopenhagen und bot nicht mehr an als eine Treibhausgas-Reduktion von vier Prozent bis 2020. Wissenschaftler sprechen von 40 Prozent, die nötig wären. Viele Analysten sagen, dass das schwache Angebot der USA der Hauptgrund war für das Scheitern der Klimaverhandlungen. Was ist aus Obamas versprochenem “Change” geworden? Und was sind die Gründe dafür, dass er die Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt?

Die USA und europäische Länder üben seit einiger Zeit schon Druck auf den Iran aus. Sie sehen Iran als eine Hauptbedrohung für Stabilität aufgrund des iranischen Urananreicherungsprogamms. Demgegenüber werden Länder wie Indien, Pakistan und Israel nicht unter Druck gesetzt, obwohl sie bereits Atomwaffen besitzen und den Atomwaffensperrvertrag anders als der Iran nicht unterzeichnet haben. Wie beurteilen Sie die außenpolitische Strategie der Vereinigten Staaten und Europas in Bezug auf den Iran?

In militärischer Hinsicht sind die USA noch immer die einzige Supermacht. Doch im Jahr  2008 ist die US-Ökonomie fast zusammengebrochen, Billionen wurden zur Stützung von Wall Street ausgegeben. Ohne das Geld aus China wären die USA möglicherweise in den Bankrott gestürzt worden. Ist das Empire aufrecht zu erhalten?

Viele lateinamerikanische Staaten werden zunehmend unabhängig von den Vereinigten Staaten. Zeichnet sich eine globale Machtverschiebung ab?

Auf der einen Seite werden die EU und Deutschland oft als friedensorientierter und moderater angesehen als die USA. Auf der anderen Seite ist zum Beispiel Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt, liefert militärische Ausrüstung nach Israel und in andere Spannungsgebiete. Welche Rolle sollte die europäische Union, insbesondere Deutschland, in internationalen Beziehungen spielen?

Ihr Freund, der Historiker und Aktivist Howard Zinn, der vor kurzem gestorben ist, schreibt in seinem berühmten Buch “A People's History of the United States”: “Ja, wir haben in diesem Land, das von unternehmerischem Reichtum, einer Militärmacht und zwei veralteten politischen Parteien dominiert wird, eine, wie es ein ängstlicher Konservativer einmal ausdrückte “permanente gegnerische Kultur”, die die Gegenwart in Frage stellt und eine neue Zukunft einfordert.” Ich denke, nicht viele Leute hier in Europa, wahrscheinlich auch nicht in den USA, sind vertraut mit dieser Gegenkultur, dieser Welt von Dissidenten und Aktivisten. Welche Bedeutung haben die progressiven sozialen und politischen Bewegungen Ihrer Ansicht nach in den Vereinigten Staaten, insbesondere mit Blick auf die Gegenwart?