03.01.2013
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Alyn Ware, Mitglied des Weltzukunftsrates und Weltweiter Koordinator des Parlamentarischen Netzwerkes für Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung (PNND), Träger des „Alternativen Nobelpreises“

Im Jahr 1996 entschied der Internationale Gerichtshof, dass der Einsatz von Atomwaffen und die Drohung damit grundsätzlich völkerrechtswidrig sind und unverzüglich mit Verhandlungen über die vollständige Abschaffung dieser Waffen begonnen werden muss. Alyn Ware arbeitet seither daran, diese Entscheidung in politische Wirklichkeit umzusetzen. Trotz Widerständen großer Atomstaaten wie den USA und Russland mache der Prozess inzwischen Fortschritte, so Ware. China, Indien und Pakistan unterstützen den Vorschlag, Verhandlungen über ein Verbot zu beginnen. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat einen entsprechenden Plan für eine Nuklearwaffenkonvention vorgelegt. Bis zu einem Verbot sei es sinnvoll, weitere Atomwaffenfreie Zonen zu schaffen, wie sie bereits in Lateinamerika und der Karibik, im Südpazifik, der Antarktis, in Südost-Asien, Afrika und Zentralasien existieren.

Israel ist bisher das einzige Land im Nahen Osten, das Atomwaffen besitzt – obwohl es dies offiziell nie zugegeben hat. Solange diese Waffen nicht Gegenstand von Verhandlungen zur Sicherheit in der Region sind, sei eine Weiterverbreitung von Atomwaffen im Nahen Osten wahrscheinlich. so Ware. Die nuklearen Energieprogramme von Iran, Saudi-Arabien und Ägypten dienten möglicher Weise dazu, eine Option für Kernwaffen aufzubauen, um ein Gegengewicht zu Israel zu schaffen. Verhandlungen über die Schaffung einer Atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten könnten diese Dynamik durchbrechen. Im Dezember sollte in Helsinki dazu eine Konferenz stattfinden. Doch die israelische Regierung sagte seine Teilname ab, so dass die Konferenz auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Die Nutzung von Kernkraft zur Energiegewinnung sei in vielen Ländern weltweit eng mit der Option zur Entwicklung von Atomwaffen verknüpft, so Alyn Ware. Auch die Atomprogramme von Deutschland und Schweden sollten ursprünglich die Möglichkeit zum Bau der Bombe offen halten – bevor beide Länder 1969 davon Abstand nahmen. Aber auch für die zivile Nutzung sei Atomkraft die größte denkbare Fehlinvestition: Sie sei teuer und berge unkalkulierbare ökologische und gesundheitliche Risiken.