05.12.2011
Share: mp3 | Embed video
Guests: 

Jörg Haas, Programmdirektor für Klimadiplomatie bei der European Climate Foundation, Berlin
Hartmut Graßl, Klimaforscher, Universität Hamburg
Camila Moreno, Global Forest Coalition / Friends of the Earth, Brasilien
Alexandra Almeida, Accion Ecologica / Oil Watch, Ecuador
Rob Hopkins, Initiator Transition Towns, England

Nach dem Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 und den dürftigen Ergebnissen in Cancun 2010 ist auch in Durban nicht mit einem Durchbruch zu rechnen. Die USA seien durch die Blockade im Kongress ein impotenter Riese, der unfähig ist, seine Emissionen zu kontrollieren und konstruktiv zu verhandeln, sagt Jörg Haas von der European Climate Foundation. Auch Russland und Japan treten auf die Bremse, während Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien keine Verpflichtungen eingehen wollen, solange die USA nicht mitmachen.
Zugleich warnt eine Forschergruppe des UN-Klimarats vor einer massiven Zunahme von Dürren und Hitzewellen weltweit. Einen Vorgeschmack darauf bietet ein Blick auf die größte Hitzewelle in Europa seit Beginn der Messungen: Im Sommer 2003 starben nach neuesten Erkenntnissen 75.000 Menschen in Europa an den Folgen der Extremhitze. Solche Sommer würden bald Normalität sein, wenn wir die Emissionen nicht rasch reduzieren, so Jörg Haas.
 

Noch immer werden weltweit jedes Jahr über 400 Milliarden Euro zur Subvention fossiler Energien ausgegeben. Auch in Deutschland wird Kohle weiter subventioniert, obwohl sie der klimaschädlichste Energieträger ist. Trotz einzelner Erfolge von Bürgerbewegungen werden auch noch immer Braunkohlekraftwerke gebaut, zum Beispiel in Brandenburg. Die Internationale Energieagentur warnt, dass nur noch 5 Jahre Zeit bleiben, um eine Wende hin zu erneuerbaren Energien zu schaffen, andernfalls werden neugebaute fossile Anlagen ernstzunehmenden Klimaschutz nahezu unmöglich machen. Doch Energiekonzerne und stromintensive Großunternehmen wie BASF fürchten um Marktanteile und bremsen den Klimaschutz. Auch Wirtschaftsminister Rösler, FDP, bremst: Er will ein EU-Reduktionsziel von nur 20 % bis 2020 - dabei seien 30 % mindestens notwendig, so Jörg Haas.

Anlässlich der Konferenz in Durban blickt Kontext TV auf die Konferenz von Kopenhagen zurück und dokumentiert Ausschnitte aus Interviews, die heute noch so aktuell wie damals sind.

Das Klimasystem der Erde nähert sich Schwellen, jenseits derer unumkehrbare Prozesse in Gang kommen. Der international renommierte Klimaforscher Hartmut Graßl vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie erläutert die Folgen, die ein Abschmelzen Grönlands und der Antarktis für Küstenbewohner auf der ganzen Welt hätte, und die Risiken, die mit einer Freisetzung sogenannter Methanhydrate aus Ozeanen und Permafrostböden verbunden sind.

Camila Moreno von der Global Forest Coalition / Friends of the Earth Brasilien und Alexandra Almeida von Accion Ecologica / Oil Watch Ecuador berichten aus der Perspektive lateinamerikanischer Bewegungen von Alternativen zur derzeitigen Sackgasse im Klimaschutz. Die Erhaltung von Wäldern, die Rechte und das Wissen indigener Bevölkerungen und die Anerkennung der Klimaschulden der Industrieländer sind dabei ebenso zentral wie die Forderung, Öl und Kohle im Boden zu lassen. Marktbasierte Lösungen hätten beim Klimaschutz versagt. Dazu zählen u.a. das so genannte REED-Abkommen zur „Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern" als auch der Clean Development Mechanism (CDM), die darüber hinaus den Landraub in Entwicklungsländern beschleunigen.

Der Gedanke ist einfach: Eine lokale Wirtschaft ist nachhaltiger, umweltfreundlicher und zudem widerstandsfähiger gegenüber ökonomischen Außenschocks. Die Transition-Town-Bewegung hat sich dieses Prinzips verschreiben und betreibt eine Art Klimaschutz von unten. Sie will die Bürger animieren, die Umgestaltung ihrer Kommunen selbst in die Hand zu nehmen, um auf das Ende des Ölzeitalters und den Klimawandel zu reagieren. Statt von Konzernen dominiert zu werden sollen die Städte wieder in die Lage versetzt werden, ihre Lebensmittel, Energie oder Baumaterialien regional und selbständig zu produzieren.