28.10.2011
Share: mp3 | Embed video
Gäste: 

Bill McKibben, Klimaaktivist, Buchautor und Gründer der Organisation 350.org, USA
Yvonne Bangert, Gesellschaft für bedrohte Völker
Alberto Acosta, ehem. Energieminister und Präsident der verfassungsgebenden Versammlung, Ecuador
Nnimmo Bassey, Vorsitzender von Friends of the Earth International und Träger des "Alternativen Nobelpreises", Nigeria

Das Öl wird zunehmend knapper, der Zugang zu leicht zu fördernden fossilen Brennstoffen nähert sich dem Ende. Daher wird die Förderung von sogenannten unkonventionellen Energiequellen attraktiver. Dazu zählen u.a.die Ölsande in Kanada. Kritiker bezeichnen sie als die dreckigste Energiequelle der Erde. Nun soll eine Pipeline, die Keystone XL Pipeline, von den kanadischen Ölsanden zu den Raffenerien am Golf von Mexiko gebaut werden. Der NASA-Klimaexperte James Hanson bezeichnet sie als "Lunte zur größten CO2-Bombe des Kontinents". Im Interview mit Kontext TV erklärt der renommierte US-Klimaaktivist Bill McKibben, was hinter den Ölsanden steckt und warum gegen die Pipeline protestiert wird. Er spricht über Peak Oil und erläutert, warum es notwendig ist, wieder unter eine atmosphärische CO2-Konzentration von 350 parts per million zu kommen.

In Ecuador haben Ölkonzerne wie Chevron Texaco bereits große Teile des Regenwaldes vergiftet und zerstört– Milliardenklagen sind anhängig. Nun wollen Ölkonzerne auch im Yasuni Nationalpark – der artenreichsten Region in ganz Südamerika – Öl fördern. Doch eine Initiative, die von der Regierung von Ecuador und der UN unterstützt wird, will durch einen Ausgleichsfonds dafür sorgen, dass das Öl im Boden bleibt. Die Bundesregierung hatte ursprünglich 50 Millionen Euro zugesagt, doch Entwicklungsminister Niebel, FDP, hat die Zusage zurückgezogen. Die Rettung des Yasuni-Parks steht nun auf der Kippe.

Alberto Acosta hat als Umweltminister von Ecuador die Initiative zur Rettung des Yasuni-Parks entscheidend mitgeprägt. Als Präsident der verfassungsgebenden Versammlung war er außerdem dafür verantwortlich, dass die Rechte der Natur in der Verfassung verankert werden. Im Kontext-Interview spricht Acosta darüber, wie der Reichtum an Ressourcen ein Land arm machen kann, wie der Raubbau gestoppt werden könnte und wie eine Wirtschaft aussehen kann, die der Gerechtigkeit und dem “guten Leben” (buen vivir) verpflichtet ist.

Afrika steht mehr und mehr im Fokus der Erdölförderungen. In den letzten Jahren sind neue Ölvorkommen vor der Atlantikküste Westafrikas gefunden worden. Bis 2015 wollen allein die USA ein Viertel ihrer weltweiten Ölimporte aus Afrtika bestreiten. Schaut man in die Vergangenheit, hat sich der Ölreichtum in Afrika allerings zum Fluch für die Länder ausgewirkt. In Nigeria, dem weltweit sechstgrößten Erdölproduzenten der Welt, hat die Ölförderung des niederländisch-britischen Ölkonzerns Royal Dutch Shell seit den späten 50er Jahren ganze Natur- und Lebensräume zerstört und das Land in Armut zurückgelassen. Nnimmo Bassey spricht über die Verbrechen von Shell im Nigerdelta, über das Abfackeln von Gas, Prozesse gegen den Ölkonzern und die Auswirkungen von Emmissionshandel und Klimawandel auf den afrikanischen Kontinent.

Nnimmo Bassey fordert ein internationales Tribunal gegen Klimaverbrechen nach dem Modell des Internationalen Gerichtshofs. Umweltverschmutzung sei eine Form des Völkermords, sagt Bassey. Die Verantwortlichen für Klima- und Umweltverbrechen wie im Fall Shell in Nigeria oder der BP-Katastrophe im Golf von Mexiko müßten persönlich haftbar gemacht werden. Dafür bedürfe es einer Reform des Rechtssystem. Auch sei es notwendig, die unterdrückten Kosten der fossilen Brennstoffe wie Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung einzupreisen.