10.03.2016
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Einleitung: 

Der Emissionshandel hat als Instrument gegen den Klimawandel versagt. Da es keine globale Obergrenze für CO-2-Emissionen gäbe, sind Schlupflöcher entstanden, die z.T. Mehremissionen erzeugen, so Alice Bows-Larkin vom Tyndall Centre. Zudem würden problematische Projekte wie Megastaudämme gefördert. Die Einbeziehung von Wäldern und Böden in den Emissionshandel folge zudem einer „perversen Logik“, so der bolivianische Ex-Chefunterhändler Pablo Solón. Nur diejenigen, die weniger als vorher abholzen, würden mit Emissionszertifikaten belohnt. Beunruhigend sei vor allem, dass zunehmend Kohlendioxid-Speicherung und Geo-Engeneering als Zukunftslösungen einkalkuliert würden. Statt solche gefährlichen Lösungen zu verfolgen müsse die Politik die Ursachen der Verschmutzung stoppen. Die Förderung von Kohle, Öl und Gas müsse gedrosselt werde. Stattdessen hielten die Regierungen weiter an einem System fest, das aus dem Klimaschutz ein Business mache.

Gäste: 
Lyda Fernanda Forero, Transnational Institute, Amsterdam / Kolumbien
Pablo Solón, ehem. Chef-Klimaunterhändler für Bolivien
Alice Bows-Larkin, Klimawissenschaftlerin, Tyndall Centre (GB)
Janet Redman, Institute for Policy Studies, Washington D.C.
Kevin Anderson, Klimawissenschaftler, Co-DIrektor des Tyndall Centre
Transkript: 

Fabian Scheidler: Die Kritik an den Ergebnissen der UN-Klimaverhandlungen richtet sich nicht nur gegen unzureichende Reduktionsziele, vor allem der Industrieländer, sondern auch gegen die Mechanismen mit denen diese Ziele erreicht werden sollen. Besonders in der Kritik stehend der Emissionshandel und Risikotechnologien wie Geo-Engineering und die Kohlenstoffabscheidung.

Lyda Fernanda Forero: Die Argumentation beim Emissionshandel ist grundlegend falsch. Sie verkaufen das Recht auf Verschmutzung, anstatt zu sagen: Verschmutzen verboten. Das Prinzip beim Emissionshandel ist Ja, ihr könnt verschmutzen, aber ihr müsst dafür bezahlen. Das verkompliziert alles und verschleiert das eigentliche Problem, die Emissionen.

Pablo Solón: Die großen Konzerne, die fossile Brennstoffe wie Erdöl, Kohle oder Gas produzieren, wollen natürlich ihre Gewinne schützen und tun alles, um ein Abkommen zu verhindern, das die Förderung fossiler Brennstoffe einschränken würde. Im aktuellen Abkommen ist zwar von Emissionsverringerung die Rede, aber der Abbau fossiler Rohstoffe wird nicht begrenzt. Aber wie sollen wir die Emissionen reduzieren, wenn nicht gleichzeitig die Förderung fossiler Brennstoffe eingeschränkt wird? Genau das jedoch ist die Art Abkommen, die wir derzeit haben. Der Grund dafür ist der Druck und die Macht der großen Konzerne, die nicht nur den Prozess bei den Vereinten Nationen gekapert haben, sondern auch die Regierungen selbst unter Kontrolle haben.

Lyda Fernanda Forero: Die UN-Klimarahmenkonvention hat Emissionen zu einem Handelsgut, zu einer Ware gemacht. Sie sagen: Die Industrie braucht mit der Produktion und den Emissionen nicht aufzuhören. Sie kann sich das Recht darauf einfach anderswo kaufen. „Anderswo“ bedeutet hier meistens: im globalen Süden, wo die Emissionen geringer sind. Oder im europäischen Kontext auch in Osteuropa. Projekte im Süden sollen also dazu dienen, Emissionen zu reduzieren, aber in der Realität tun sie das gar nicht. Im Gegenteil: Oft schaffen sie sogar mehr Probleme. Ein Beispiel dafür sind Megadamm-Projekte. Diese riesigen Mega-Stauseen erzeugen angeblich erneuerbare Energie und senken die Emissionen. Doch das ist alles nicht bewiesen. Darüber hinaus zerstören diese Stauseen ganze Gemeinschaften, die umgesiedelt werden müssen, weil ihr Land geflutet und verschmutzt wird; Flüsse werden umgeleitet. Sozial und ökologisch geschieht viel Schaden. Es gibt also keine CO2-Reduktion und zusätzlich auch noch sozialen Schaden.

Alice Bows-Larkin: Emissionshandel muss in Verbindung mit einer strikten Emissionsobergrenze stehen, die dem 2-Grad-Ziel entspricht. Außerdem müssen carbon leakages – also Schlupflöcher – verhindert werden. Diese Schlupflöcher sind ein Problem bei einem System, wie es die EU verfolgt. Außerdem hat die EU keine Obergrenzen, die sich nach dem 2-Grad-Ziel richten. Von carbon leakage spricht man bei einer Verlagerung der Emissionsquellen. Man zahlt für seine Emissionen und im ersten Moment mögen die Emissionen in diesem Industriezweig zurückgehen. Doch kann es sein, dass dadurch die Geschäfte effektiv besser laufen als vorher und das Unternehmen mehr wächst, wenn auch etwas grüner. Das Problem hierbei ist, dass diese Unternehmen dadurch einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum eines Landes leisten. Wenn die Wirtschaft dieses Landes noch auf fossilen Brennstoffen basiert, dann steigen letztlich die Gesamt-CO2-Emissionen. Man spricht also von carbon leakage, wenn die Absicht besteht, CO2 zu reduzieren – aber eigentlich keine Reduktion stattfindet, oder schlimmer, die Emissionen sogar steigen. Angenommen, wir hätten eine fixe, globale Obergrenze für Kohlenstoff-Emissionen, dann wäre das theoretisch nicht mehr möglich. Aber wenn sich die Handelsregeln von einem Ort zum anderen unterscheiden, dann kann Handel mit Regionen stattfinden, die keine Obergrenze kennen – und es kommt zu einer Verlagerung der Emissionen. Das ist problematisch.

Pablo Solón: In dem Abkommen von Paris wird es einen ausdrücklichen Vermerk zu REDD Plus geben, einem neuen Mechanismus des globalen Kohlenstoffmarkts, wie es ihn zuvor noch nicht gab. REDD bedeutet Reduktion der Emissionen aus Abholzung und Degradierung der Wälder. Das klingt zwar gut, abert die Logik dahinter ist pervers. Wenn man zum Beispiel pro Jahr 200.000 Hektar Wald abholzt und dies auf 150.000 Hektar pro Jahr reduziert, dann erhält man für die Differenz Emissionsgutschriften (carbon credits). Wofür erhalte ich also eine Gutschrift? Für das Ausmaß an Zerstörung, die ich verringert habe. Doch wie verhält es sich mit jemandem, der überhaupt nicht zerstört? Sie holzen nichts ab. Also erhalten sie auch keine Emissionsgutschriften. Diese Emissionsgutschriften bzw. -rechte können auch von Dritten gekauft werden. Also von Industire-Unternehmen aus urbanen Gegenden oder aus dem Ausland. Die sagen sich: Wir kaufen diese Emissionsrechte, dann kann derjenige im Amazonasgebiet seine Treibhausgasemissionen reduzieren – und wir können weiterhin verschmutzen. Das ist nicht gut! Doch mit dem Abkommen von Paris werden immer mehr solcher Mechanismen ermöglicht. Was passiert nun, wenn es zu viele Kohlenstoffmärkte, zu viele Emissionsrechte gibt? Mehr Märkte führen zwangsläufig zu geringeren Preisen für Emissionsrechte und jeder kann sie billig erwerben, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Diese spekulativen Mechanismen haben in der Vergangenheit versagt und sollten daher nicht weiter verfolgt werden. Leider gibt es aber Leute, die daran verdienen wollen.

Janet Redman: CO2-Abscheidung und –Speicherung – kurz: CCS – bedeutet, dass wir weiterhin Kohle und Erdöl verbrennen und die Abgase dann auffangen und zurück in die Erde pumpen. Und hoffen, dass sie dort bleiben. Manchmal benutzt man diese Methode sogar dazu, neues Erdöl zu fördern. Ein kluger Schachzug der Erdölindustrie. Aber leider nicht so gut, wenn man sich Sorgen um den Klimawandel macht.

Pablo Solón: Im Abkommen selber steht nichts von CO2-Abscheidung und -Speicherung oder von Geo-Engineering. Doch wenn man mit den Delegationen oder mit regierungsnahen Forschungsinstituten spricht, dann sagen die: Wenn wir das 2°-Ziel einhalten wollen, dann ist Geo-Engineering der einzige Weg; denn die Emissionsreduktion wird nicht ausreichen. Es gibt also keinen anderen Weg als die CO2-Abscheidung und -Speicherung oder Geo-Engineering. Wir sehen also, dass durch das Versäumnis ausreichender Emissionsreduktionen ein Umfeld geschaffen wird, in dem die Bevölkerung in den kommenden Jahren sagen muss: „Welche andere Option haben wir? Wir waren zu langsam, jetzt bleibt nur noch Geo-Engineering“.

Janet Redman: Um zu sehen, wo das Thema CO2-Abscheidung und -Speicherung auftaucht, muss man sich einige Punkte der Klimadiskussion genauer ansehen: Stichwörter, die harmlos aussehen, etwa „Null-Emissionen netto“. Null netto … Moment mal! Das bedeutet nicht etwa null Emissionen, sondern Emissionen abzüglich der CO2-Mengen, die man wieder in die Erde pumpen will. Das ist ein echtes Problem; man tut sich damit einen Bärendienst. Man kann sich auch genauer ansehen, was die US-Regierung sagt. Präsident Obama und Außenminister John Kerry lobten die Gespräche zwischen China und den USA. Sie sprachen über die Übereinkunft zum gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel. Doch wenn man sich dieser gemeinsame Vereinbarung genauer ansieht, dann ist einer der Punkte, der mir am meisten Sorgen bereitet, eine gemeinsame Forschung und Entwicklung von Technologien wie etwa die CO2-Abscheidung und -Speicherung. Und das, obwohl Wissenschaftler seit einiger Zeit darauf hinweisen, dass dies im großen Maßstab nicht wirklich machbar ist; selbst wenn es in manchen Ländern, wie etwa Norwegen, perfektioniert wurde. Man kann sich nur schwerlich vorstellen, wie das in den USA umzusetzen wäre. Oder in anderen Ländern, die diese Art von Infrastruktur benötigen. Selbst die Investoren sagen: „Das ist zu teuer. Das macht finanziell keinen Sinn.“ Also sowohl finanziell als auch technisch eine schreckliche Idee. Die Frage, die man sich stellen muss, ist doch: Warum wird so viel Energie und Zeit darin investiert, den Weg der fossilen Brennstoffe weiterzugehen – obwohl dieser Weg zum Scheitern verurteilt ist. Wir sollten Energie, Geld und politischen Willen bündeln und auf die Erneuerbaren konzentrieren. Die Technologie ist bereits da. Wir können sie verbessern. Es ist total irrational. Die einzige Erklärung ist, dass die fossile Brennstoff-Industrie dahinter steht und sagt: „Wir wollen nicht gehen. Wir bleiben hier. Wir haben so viel in unsere Infrastruktur investiert, dass wir bis zum bitteren Ende daran festhalten werden.“

Kevin Anderson: Bei den Zahlen für das Emissionsbudget, das uns noch bleibt, gibt es wichtige Unterschiede, etwa zwischen den Zahlen vom Global Carbon Project und uns und denjenigen vom Potsdam Institut. Ein Unterschied besteht darin, ob davon ausgegangen wird, dass in der Zukunft, meistens etwa um das Jahr 2050, große Mengen CO2 aus der Atmosphäre gesaugt werden können – mit irgendeiner neuartigen Technologie. Eine höchst spekulative Technologie, von der wir uns nicht genau vorstellen können, wie sie funktioniert. Und die soll zwischen 2050 bis 2070 große Mengen CO2 absorbieren. Manche sind sich sicher, dass es so kommen wird und verlassen sich darauf. Wenn man das tut, dann kann man das zur Verfügung stehende CO2-Budget erheblich erhöhen. Man muss kurz- bis mittelfristig keine erheblichen Veränderungen veranlassen. Doch wenn man davon ausgeht, dass diese Technologien sehr spekulativ sind, sprich, dass sie nicht funktionieren werden, und wenn man ein gesundes Maß an Vorsicht hat, dann würde man wohl sagen: Es ist eine schöne Vorstellung, lasst uns hoffen, dass es funktioniert – doch das wird es sehr wahrscheinlich nicht. Wenn man so herangeht, dann kommt man auf Zahlen, wie wir sie berechnet haben: Eine notwendige Reduktion um 80 % bis 2030. Ich kann verstehen, dass es verlockend ist zu sagen, dass diese Technologie funktionieren wird. Denn dann passt die eigene Berechnung besser in das gegenwärtige politische und ökonomische Umfeld unserer Gesellschaft. Doch wenn man davon ausgeht, dass die Technologie nicht funktionieren wird, dann wird dermaßen schnell eine hohe Emissionsreduktion notwendig, dass sich sofort die Frage stellt: Wie sollen wir unser Leben leben? Wie ändern wir das Niveau an Emissionen und Konsum, das wir haben; welchen Tätigkeiten gehen wir nach? Diese Herangehensweise birgt also viel höhere politische Auswirkungen als die andere. Wir sehen ganz klar die Tendenz – den Wunsch – ein Funktionieren dieser zukünftigen Technologie anzunehmen, um so große politische Veränderungen zu umschiffen.

Janet Redman: Wenn in der Erde gespeichertes CO2 plötzlich entweicht, betrifft das zunächst die Menschen, die direkt in der Umgebung dieser geologischen Formationen wohnen. Menschen können ja bekanntlich kein CO2 atmen. Es wäre ein echtes Problem, wenn plötzlich eine Wolke CO2 über einem Dorf sitzen würde. Der langfristige Effekt wäre natürlich, dass diese Wolke dann in die Atmosphäre geht und erst Generationen später Auswirkungen zeigte. Stellen Sie sich vor, so eine Wolke würde austreten: Wie konnten wir sie wieder einfangen? Unmöglich. Das ist das Problem. Also ist es am besten, wenn wir es gar nicht erst soweit kommen lassen. Wir sollten das tun, wovon wir wissen, dass wir es tun müssen und wegkommen von fossilen Brennstofftechnologien. Wir müssen auch andere Seiten der Problematik erkennen: Es geht nicht nur darum, dass wir Kohle und Erdöl verbrennen und uns Treibhausgase Kopfzerbrechen bereiten. Es gibt auch Verschmutzung, die entsteht, wenn wir das Zeug aus der Erde holen. Eine Verschmutzung, die nichts mit Treibhausgasen zu tun hat. Manche Menschen wohnen in diesen verschmutzten Gebieten. Und es gibt das Problem der Entsorgung. Wir fragen uns zum Beispiel: Wo sollen wir hin mit der Kohlenasche? Sie ist toxisch und radioaktiv. Es gibt Überlegungen, sie in Zement einzumischen und daraus Häuser zu bauen. Lächerlich. Wer möchte darin wohnen? Wir sollten, uns nicht mehr selbst betrügen und uns stattdessen von dieser Art des Wirtschaftens verabschieden.

Pablo Solón: Geo-Engineering ist nicht zu vergleichen mit der Gentechnik. Dort wird eine Pflanze in einem spezifischen Punkt verändert. Beim Geo-Engineering geht es um die gesamte Erde. Es gibt zum Beispiel die Idee, künstliche Vulkane zu schaffen. Diese erzeugen um den gesamten Globus einen Smog, der die Sonneneinstrahlung reduziert und dadurch die Erdoberfläche abkühlt. Man bekämpft eine Verschmutzung mit einer anderen Art von Verschmutzung. Oder es gibt die Idee, die Weltmeere mit Eisen anzureichern. So könnten diese mehr CO2 binden. Doch dies hätte enorme Auswirkungen auf Korallenriffe und Fische. Diese Alternativen sind also sehr gefährlich. Auch wenn sie im Pariser Abkommen nicht explizit erwähnt werden, so bringen Sie doch die Welt in eine gefährliche Situation, in der es keinen anderen Weg mehr gibt als diese Experimente. Doch wenn Sie daneben gehen, gibt es keinen Planeten B, bei dem man es noch einmal versuchen könnte. Deswegen bin ich mit vielen anderen ganz entschieden gegen Geo-Engineering. Nach der COP21 von Paris werden wir einerseits mehr Kohlenstoffmärkte entstehen sehen, andererseits auch mehr technologische Lösungsansätze, wie etwa Geo-Engineering.

Kevin Anderson: Manche Wissenschaftler unterliegen der naiven Annahme, dass man mit gegenwärtiger Technologie einen Weg aus der Krise bahnen könne. Sie glauben daran, dass man sehr schnell Lösungen umsetzen könne.

Zwischenfrage: Haben Sie ein Beispiel?

Kevin Anderson: Ein Beispiel wäre die Kernkraft. Ich bin weder dafür noch dagegen. Sie ist auf jeden Fall quasi Kohlenstoff-frei. Doch die Vorstellung, dass neue Energiequellen das Problem lösen würden – Hochsee-Windkraftwerke und so weiter – ist irreführend. Als ob man so schnell eine Infrastruktur schaffen könne, dass man am Ende noch im CO2 Budget liegt. Und viele Wissenschaftler glauben an diesen Lösungsansatz. James Hanson und viele andere sagen, dass Kernkraft die Zukunft ist. Ja, sie ist CO2-arm und mag ihre Rolle spielen. Doch man unterschätzt, wie lange es dauert, diese zu bauen. Wir haben weder die Kapazität noch die ingenieurstechnische Expertise, um die notwendige Anzahl an Kernkraftwerken zu bauen. Gegenwärtig werden weltweit 70 gebaut – um unsere CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren, würden wir in den nächsten 20-30 Jahren etwa 2000 Kernkraftwerke benötigen. Doch es sind nicht nur die Kernkraftwerke, auch über die Erneuerbaren gibt es sehr naive Annahmen – auch seitens von NGOs. Dabei geht es nicht nur um Elektrizität. Momentan ist nur etwa 20 % der Energie, die wir konsumieren, Elektrizität. 80 % sind Erdöl, Gas und Kohle für unsere Heizung, Verkehr, Industrie, für Luftfahrt und Schiffsfahrt. In allen diesen Bereichen müssten die CO2-Emissionen auf ein Minimum reduziert werden. Sie müssten also zum Großteil elektrifiziert werden. Und das braucht eine Menge Zeit. Unser Stromnetz müsste in seiner Kapazität erhöht werden; die Infrastruktur, den Strom von A nach B zu bringen, also zu den jeweiligen Sektoren, müsste um den Faktor 3 oder 4 wachsen. Das braucht mindestens 20-30 Jahre – nicht nur zehn. Selbst mit einem sehr ambitionierten Plan. Gleichzeitig muss die CO2-arme Erzeugung von Elektrizität ausgebaut werden. Deshalb ist die Nachfrageseite sehr wichtig. Die Nachfrage nach Energie können wir nämlich kurzfristig senken – und so unsere Emissionen reduzieren. So schaffen wir ein Zeitfenster für den notwendigen technologischen Umbau. Es geht also nicht nur um unrealistische Vorstellungen unserer technologischen Fähigkeiten im Jahre 2050, sondern auch um naive Vorstellungen davon, wie schnell eine CO2-arme Energieerzeugung realisiert werden könnte. Und wie der Übergang von der gegenwärtigen Infrastruktur zu einer CO2-armen geschehen soll. Dieser Übergang muss vorangetrieben werden. Doch wenn man die Zahlen realistisch auslegt, sieht man, dass dies innerhalb eines 2-Grad-Szenarios unmöglich ist, wenn nicht zugleich auf der Nachfrageseite reduziert wird.